Seit dem Mittelalter wird die Justiz in Paris mit dem Gebäude um die Sainte-Chapelle auf der Île de la Cité identifiziert. Im Laufe der Jahrhunderte erwies sich der Justizpalast als zu klein, und viele Abteilungen wurden in verschiedene Orte der Stadt ausgelagert. 2010 wurde ein Wettbewerb für den Bau der „neuen Gerichte von Paris“ nahe dem Stadttor von Clichy ausgelobt, in welche die Gerichtssäle und die Stellen der unterschiedlichen Justizanstalten zusammengeführt werden sollen. Der historische Sitz auf der Île de la Cité beherbergt dagegen weiterhin das Schwurgericht, das Berufungsgericht und den Obersten Gerichtshof.
Die Ausschreibung für den neuen Justizpalast hat das Projekt des Renzo Piano Building Workshop für sich entschieden, das eine von den Vorgaben der französischen Regierung abweichende Lösung vorgeschlagen hat, die zwei abgetrennte Gebäude vorsah, eines für die öffentlichen Funktionen wie die Gerichtssäle, das zweite für die Justizabteilungen. Im Konzept von Renzo Piano werden diese Räume dagegen in einem einzigen großen Gebäude zusammengefasst, das durch seine Abmessungen und seinen Status zum Ausgangspunkt für das Sanierungsvorhaben um das Stadttor von Clichy werden soll. Das Gebäude liegt im neuen Stadtviertel Clichy-Bartignolles, zwischen Montemartre und Defense, und basiert auf dem ökologischen Konzept im Rahmen des Projekts Grand Paris.
Die Arbeiten am neuen Justizpalast von Paris wurden im Mai 2015 begonnen. Das Gebäude belegt ein L-förmiges Areal zwischen dem äußeren Stadtring und dem Park Martin Luther King. Seine beachtlichen Abmessungen kommen in den Zahlen zum Ausdruck: Es ist 160m hoch, besitzt eine Innenfläche von ca. 110.000qm und kann bis zu 8800 Personen am Tag fassen. Es ruht auf einem vorwiegend waagerecht verlaufenden Basament, auf dem sich drei übereinandergelagerte, nicht aufeinander ausgerichtete Parallelepipeden erheben, die so ein Stufenprofil erzeugen. Der Eingang zum Palast erfolgt über den Platz und führt zu einer öffentlichen Lobby, wo der Besucherstrom in Empfang genommen und gelenkt wird. Die Empfangshalle mit einer Höhe von 28 Metern wird von Naturlicht überschwemmt, das durch die vollständig verglasten Fassaden und die Oberlichter eintritt. Bei Dunkelheit wird die Empfangshalle auf diffuse Weise von den eigens für dieses Projekten kreierten Pendelleuchten ausgeleuchtet. Die Leuchte wurde konzipiert, um in den Nachtstunden eine bemerkenswerte Lichtmenge zu erzeugen und mit seiner Präsenz den Raum dieses großen Atriums zu bewohnen. Zwei Optikgehäuse aus Aluminiumguss, mit Blendschutz aus Kunststoff verteilen das Licht sowohl in Up- wie Down-Richtung und kontrollieren so jede mögliche Lichtblendung. Drei Hartrohre halten sie zusammen und verlaufen durch eine Kunststoffscheibe, die dank einer speziellen Laserverarbeitung ebenfalls Licht ausstrahlt und das von einer Underscore Ledstrip in der Raummitte ausgestrahlte Licht auf der gesamten Oberfläche verteilt: Eine Leuchte, die sowohl tagsüber wie nachts eine überaus starke szenische Präsenz besitzt.
Die Wahrnehmung eines von Licht durchsetzten Ambientes wird noch von der Auswahl der Einrichtungselemente aus hellem Holz und in neutralen Farben verstärkt. Von der Empfangshalle aus gelangt man in allen öffentlichen Bereiche (insbesondere einen Tagungsraum, eine öffentliche Cafeteria sowie sämtliche öffentlichen Informationsservices) sowie zu den 90 Gerichtssälen. Fast alle der mit Parkett und Paneelen aus gedämpftem Buchenholz ausgestatteten Aulen profitieren vom Tageslicht, das durch die Fassaden eindringt. Bei Dunkelheit werden sie mit derselben Art durchdringendem, diffusem und gleichförmigem Licht erhellt, das sich aus der Vereinigung der Lichtkegel der Strahler Front Light und der Reflex-Einbauleuchten ergibt.
Für die Außenbereiche, die auf mehreren Ebenen angelegt wurden, haben die Architekten aufwendige Studien betrieben: Im achten Stockwerk liegt eine mit Bäumen bepflanzte, 7000qm große Terrasse sowie das Restaurant des Gerichtspersonals. Diese Fläche ist zum Flanieren, zur Reflexion und als lockerer Treff- und Austauschort für die Angestellten des Gerichts gedacht. Ein echter Hängegarten, der sich mit denen im 19. und 29. Stockwerk vereint, so dass sich Bau und Pflanzenwelt auf harmonische Weise verweben. Die Außenbereiche empfangen bei Dunkelheit ihr Licht von Strahlern Maxiwoody und Pollerleuchten iWay, die als Wegbeleuchtungssystem die Benutzung der Pfade sicherer zu machen.
Die Energieleistung des gesamten Gebäudes hält die Ziele des Pariser Klimaabkommens und der Anforderungen der thermischen Vorschriften von 2012 ein. Auch eine HQE-Zertifizierung ist auf dem Weg (der französische Standard für hohe Umweltqualität). Die Energie für das Gebäude stammt von vertikalen und horizontalen Photovoltaikpaneelen an Ost- und Westfassaden, die neben dem Willen, erneuerbare Energie in öffentlichen Gebäuden zu nutzen, den Bau auch eine spezielle lichte Vibration verleihen.
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