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Lighthinking

Licht und Teilhabe

Das zivile Engagement von Bürgern und Institutionen wird auch von Lichtsignalen getragen

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Published: 21 Jul 2021
Licht ist ein mächtiges und parteienübergreifendes Mittel, um Botschaften unters Volk zu bringen. Mächtig deshalb, weil Lichter im Dunkel der Nacht unseren Blick auf natürliche Weise auf sich ziehen und in uns intensive und langlebige emotionale Wirkungen hervorrufen können. Übergreifend deshalb, weil der Einsatz von Licht zu Zwecken des zivilen Engagements sehr unterschiedliche Orte und Kontexte zusammenführt, wie wir in diesem Artikel erfahren werden. Bürger, Organisationen und Institutionen jedes Typs nutzen heute das Licht, um die Aufmerksamkeit auf die ihnen wichtigsten Themen des öffentlichen Lebens zu richten, um ihre Positionen auszudrücken und Ungerechtigkeiten zu brandmarken.

Fackelzüge
Feuer war die erste Lichtquelle, die Menschen zu beherrschen lernten, und über tausende von Jahren auch die einzige. Heute wird Feuer nur noch selten zu Beleuchtungszwecken eingesetzt. Wenn es geschieht, ist der Effekt, wie gewünscht, sehr spektakulär. Fackelzüge bestehen aus langen Reihungen von Menschen, die alle eine Fackel halten und werden meist zu emotionsgeladenen Begebenheiten abgehalten. Denken wir etwa an die Fackelzüge zum Gedenken der unschuldigen Opfer der Mafia oder der ’ndrangheta in Italien.
Bürger, Organisationen und Institutionen jedes Typs nutzen heute das Licht, um die Aufmerksamkeit auf die ihnen wichtigsten Themen des öffentlichen Lebens zu richten, um ihre Positionen auszudrücken und Ungerechtigkeiten zu brandmarken.

Ein Foto vom Fackelzug in Fiumicello (UD), dem Geburtsort von Giulio Regeni im Friaul,
um dem Mord am jungen Wissenschaftler zu gedenken



Außenbeleuchtung

Häufig verfügen die Fassaden von zentral gelegenen Gebäuden von großer öffentlicher Bedeutung – wie Museen, Theater, historische Gebäude usw. – über Beleuchtungsanlagen, die ihnen auch nachts Sichtbarkeit verleihen. Obwohl sich die Bewohner der Stadt daran gewöhnt haben, sie beleuchtet zu sehen, lässt sich ihre Aufmerksamkeit gewinnen, wenn man die gewohnte Illumination zu besonderen Anlässen verändert.

Dies geschah etwa am 11. August 2020 im Vereinigten Königreich, als zahlreiche Gebäude und Bauten sich anlässlich der Initiative Red Alert rot färbten. Damit wollte man das Eingreifen der Regierung zugunsten der Organisatoren von Konzerten und anderen Liveveranstaltungen erreichen, die durch die Schließungen zur Eindämmung des Sars-Cov-2-Virus nicht mehr arbeiten konnten.

Zu den in Rot getauchten Bauten zählten die Brücken über die Themse,
das National Theatre, das Panorama-Riesenrad London Eye und die London County Hall



Innenbeleuchtung

Auch Gebäude, die keine beleuchteten Fassaden aufweisen, können sich sehen lassen und damit ihren Bewohnern eine Stimme verleihen. Ein eindrückliches Beispiel dafür boten vor einigen Jahren ca. 500 Bewohner der Bewohner der Wohntürme Matavai und Turanga, zwei 60stöckigen Wolkenkratzern in Sydney, die zum Gemeindewohnkomplex Waterloo Estate gehören.

Die Wohntürme Matavai und Turanga des Waterloo Estate von Sydney

Im Jahr 2016 haben die Bewohner dieses Viertels die Kampagne We Live Here ins Leben gerufen, um gegen die Pläne der Regierung zu protestieren, das Viertel umzugestalten, was den Auszug von ca. 3600 zum Großteil älteren Menschen verursacht hätte. Unter den Initiativen, die die Aufmerksamkeit des Landes auf das Thema lenken sollte, war dieses Projekt für Kunst im öffentlichen Raum, das das Innere der Wolkenkratzerfenster mit Leuchtröhren ausstaffierte.

Eine der Teilnehmerinnen von We Live Here, die in ihrer Wohnung fotografiert wurde



Leuchtschriften

Das Aushängen von Transparenten von Überführungen auf befahrene Straßen ist eine bewährte Methode, Botschaften zu übermitteln. 2011 haben zwei Professoren der University of Wisconsin-Milwaukee, Lane Hall und Lisa Moline, einen Weg gefunden, diese traditionell auf den Tag beschränkte Demonstrationsform mit von Kunstlicht illuminierter Leuchtschrift auch auf die Nacht auszudehnen.

So wurde die erste Overpass Light Brigade im Zusammenhang mit den damaligen Protesten zur Erhöhung der Löhne und Verbesserung der Gewerkschaftsrechte von Arbeitern im öffentlichen Dienst Wisconsins gegründet. Auch nachdem die Proteste abgeebbt waren, hat sich diese Brigade weiterhin für soziale Gerechtigkeit, Demokratie und Umweltschutz eingesetzt und ist dabei in den Blickpunkt anderer Aktivisten in den USA und der ganzen Welt geraten, was zum Entstehen eines ganzen Netzwerks geführt hat, das heute dutzende Overpass Light Brigades in allen Ecken der Erde zählt, darunter Hawaii, Frankreich, Neuseeland, Kroatien, Schweden und andernorts.

Das Transparent der Overpass Light Brigade für den Umweltschutz



Lichtsabotage

Manchmal macht sich der zivile Ungehorsam keine eigene Botschaft zu eigen, sondern versucht, eine andere, in irgendeiner Form für gefährlich erachtete Botschaft zu verhindern. Und was ist wohl einfacher und friedlicher, als eine Leuchtreklame unlesbar zu machen, indem andere Lichtquellen auf denselben Bildschirm projiziert werden?

Ein bemerkenswertes Beispiel dafür ereignete sich wieder in Sydney: 2018 hatte die Regierung von New South Wales die Projektion eines Pferderennens an den Außenwänden – den „Segeln“ – des berühmten Sydney Opera House befürwortet. In ganz Australien regte sich empörter Protest, da die Ausstrahlung nach Meinung vieler die berühmteste Architektur des Landes schmälerte und man durch die breitenwirksame Bewerbung des Rennens auch das Glücksspiel förderte. Eine Petition gegen die Ausstrahlung kam auf 290.000 Unterschriften. Das Rennen wurde aber wie geplant gezeigt.

Filmausschnitte der Demonstration in Sydney

Und so versammelten sich hunderte von Demonstranten mit Taschenlampen am Opera House, um die Ausstrahlung zu stören und sie teilweise zu überblenden.